• Gemeinde Untermarchtal Panorama

Rathausbrand 1955

Vor 60 Jahren, am 29. Januar 1955 brannte das Schul- und Rathaus ab.

Vor 60 Jahren, am 29. Januar 1955, brannte in Untermarchtal das damalige Schul- und Rathaus ab. Diese kalte Winternacht mit dem zerstörerischen Ereignis ist viel älteren Bürgern des Ortes noch in Erinnerung. In der Morgenstunde jenes Tages gegen 5.15 Uhr wurden die Bewohner aus dem Schlaf geschreckt. Grund war: Der gesamte Dachstuhl des Schul- und Rathaus stand in Flammen. Der benachbarte Anwohner Franz Bierer von der Haldenstraße wurde vom hellen Feuerschein geweckt und zusammen mit seinem Sohn Stefan wurde die Feuerwehr alarmiert. Dieser war Feuerwehrmann und zusammen mit dem damaligen Feuerwehrkommandant Hans Aßfalg waren alle verfügbaren Feuerwehrmänner sofort an der Brandstelle. Die verfügbaren Löschgeräte wurden sofort eingesetzt. Retten, helfen, löschen war jetzt angesagt, denn im ersten Stock des Gebäudes wohnte die Lehrerfamilie Franz Sugg. Panikartig hatte die Familie die Wohnung verlassen und flüchtete ins Freie. Herabstürzende Dachziegel gefährdeten zudem Retter und gerettete. Ein Löschinnenangriff über das bereits brennende Treppenhaus wurde vorgenommen. Es gelang, das Feuer einzudämmen und die Lehrerwohnung zu räumen. Die alarmierte Munderkinger Feuerwehr war inzwischen mit dem Löschfahrzeug zur Hilfe eingetroffen. Beide Wehren warfen die ihr zur Verfügung stehenden Wassermengen auf den Dachstuhl und den historischen Ostgiebel. Ebenso waren viele Untermarchtaler Bürger mit derm damaligen Bürgermeister Helmut Winter waren zur Stelle, um zu helfen um Gegenstände der Lehrerwohnung und der Rathausverwaltung, Registratur und Archiv aus dem Gebäude zu schaffen. Das Feuer fand dort besonders reichlich Nahrung. Der historische Ostgiebel, eine Zierde des Dorfes brennt Diese besondere Bauform des Schul- und Rathauses, erbaut 1898, mit den aufgesetzten Pilastersäulen und dem geschweiften Giebelabschluss, Rundfensteröffnungen und mit Stein eingefassten Fenstern am ganzen Gebäude. Diese Besonderheiten am Bauwerk waren stark gefährdet, bestand der Giebel mit seinem Baumaterial meist aus Gips. Löschwasserschaden entstand bis ins Erdgeschoss und der Giebel war einsturzgefährdet und mußte dann abgerissen werden. Der Sachschaden betrug 60 000 DM. Als Brandursache war ein elektrischer Kurzschluss festgestellt worden. Mehrere Bürger und Feuerwehrleute mußten sich noch in der Brandnacht und danach für Fragen und Verhöre der Kripo bereithalten.

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Foto vom alten Schul- und Rathaus Untermarchtal mit dem erwähnten Ziergiebel als „Zierde des Ortes“, erbaut 1898

Notunterkunfte sofort für Lehrersfamilie, das Bürgermeisteramt und die Schule Hier stand der Gemeinde zusammen mit dem Kloster das Glück zur Seite und noch heute nach 60 Jahren ist die Gemeinde für diese glücklichen Lösungen dankbar. Die Lehrersfamilie Sugg wurde sofor in die leehrstehende Wohnung im ehemaligen Haus der Metzgerei Josef Großmann einqaurtiert. Das Gebäude hatte das Kloster zuvor schon erworben. Und für die Räumlichkeiten zur Fortführung des Unterrichts der 8. klassigen Volksschule mit rund 60 Schüler stellte das Kloster die Räume der Kinderschule zur Verfügung. Die Kinderschule wurde innerhalb des Klosters umgesetzt und konnte dort weitergeführt werden. Für die Unterbringung der Gemeindeverwaltung stand ein älteres Haus mit 3 beziehbaren Zimmern in der Nähe des Schul- und Rathaus, das Frau Maria Herzog gehörte, als Quartier zur Verfügung. Man nannte dies damals das „Not-Rathaus“. Somit waren die Unterbringunsmöglichkeiten aufs erste gelöst. Übrigens: Die jetzt anstehenden wichtigen Gemeinderatss-Sitzungen wurden meist in der damaligen Bahnhof-Restauration bei der Wirtin Frau Maria Leichtle abgehalten.

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Foto vom brandgeschädigten Schul- und Rathaus am 29. Januar 1955

Anstehende Entscheidung: Wiederaufbau des Schul- und Rathaus oder Neubau Schon am 7. Februar 1955 traf der Gemeinderat zusammen und traf wichtige, richtungsweisende Entscheidungen. Zunächst wurde der hiesigen Feuerwehr und der Wehr aus Munderkigen als auch den Bürgern und dem Kloster Untermarchtal für die Hilfen beim Brand und danach gedankt. Der Notstand ließ eine systematische Planung mit den Behörden anlaufen. Der Ehinger Architekt Dipl. Ing. Wolf Brzoska wurde mit Planungen beauftragt. Bürgermeister Helmut Winter, der Gemeinderat und die Bürger wurden in die Notsituation eingebunden. Eile war geboten, jedoch kein überstürztes Handeln. In Gemeinderatssitzungen und Verhandlungen in hoher Verantwortung und Entscheidungskraft wurde mit Weitsicht beraten. Dem damaligen Gemeinderat gehörten an: Johann Buck, Leo Essigbeck, Josef Hagel, Erich Herrmann, Hans Herzog, Andreas Rieger, Karl Vogelsang und Konrad Weimer. Eine Bürgerversammlung wurde am 26. Mai 1955 in das Gasthaus Linde einberufen. Über 100 Bürger nahmen daran interessiert teil. Entscheidende Sitzung des Gemeinderat am 2. Juni 1955 mit folgendem Ergebnis: Umbau des jetzigen Schul- und Rathaus zum Rathaus mit einer Dienstwohnung für den Bürgermeister. Einbau im Rathaus der Gemeindebackküche, des Feuerwehrgerätehaus und ein Jugendraum, Neubau der Schule mit 2 Klassenräumen und einem Lehrerhaus soll am Ortsrand auf der „Pfarrwiese“ entstehen. In diese Grundstücksverhandlungen „Pfarrwiese“ mußte mit der Diözese Rottenburg und der Pfarrstelle als Grundstücksinhaber rasch verhandelt werden. Gut vermittelt hat in dieser Planungsphase der damalige Ortspfarrer Erwinn Scherrmann. Man hatte dann Erfolg. Die zentrale Lage für das Rathaus wurde gestärkt und dem Neubau auf der Pfarrwiese wie es dasmals hieß, „die sonnige und ruihige Lage am Ortsrand“ stimmten Käufer und Verkäufer zu. Kosten für den Wiederaufbau des Rathaus und dortigen Einrichtungen: 48 000 DM. Schulhausneubau: 72 000 DM, Grunderwerb für den Neubau auf der „Pfarrwiese“ 2.50 DM und Eintausch 4 kleinerer Parzellen Gemeinde/Diözese. Neubau Ausschreibung: Fa, Max Moll, Obermarchtal, Zimmerarbeiten Karl Aßfalg – Georg Frankenhauser als AG Untermarchtal-Emerkingen, Dachdeckerabrebeiten Fa. Hellgoth, Biberach, Kunststeinarbeiten Fa. Lechner, Ehingen.

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Foto vom brandgeschädigten Schul- und Rathaus am 29. Januar 1955

Das brandgeschädigte Schul-und Rathaus wurde umgebaut und im Juni 1956 mit Amtszimmer und Sitzungssaal bezogen. Einen Monat später konnte auch die Bürgermeister-Wohnung im 2. Stock durch BM Winter bezogen werden. Große und feierliche Übergabe mit weltlicher und kirchlicher Einweihung des Rathauses in Ortsmitte und der neuen Schule mit Lehrerhaus auf der „Pfarrwiese“ im Wassertäle – Grund nach 1-jähriger Bauzeit war am 23. Oktober 1956.

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Foto vom heutigen „alten Rathaus“