Neubau Donauviadukt - Januar 2012
- 29. September 2016
Die Geschichte des Brückenbaus in Untermarchtal
Historischer Rückblick
Untermarchtal als steter Donau-Übergang mit Brückenbau in der Talenge über den Fluss. Zurückgehend bis in die Zeit der Römerherrschaft vor über 2000 Jahren war die Besiedlung von der Donau an der Stelle des Dorfes Untermarchtal abhängig und prägend. Aus dieser Zeit vor der nachweislichen Besiedlung und erstmaligen urkundlichen Bestätigung von Untermarchtal im Jahre 1267 war etwa an der Stelle der heutigen Ortsdonaubrücke eine sogenannte „Furt“ zum Zwecke der Überquerung des Flusses vorhanden. Geringe, sichtbare Reste dieser Furt sind noch feststellbar. In der Zeit des Mittelalters begann die Zeit vom Bau der Donaubrücken im Dorf Untermarchtal. Diese Holzbrücken widerstanden dann oft den gewaltigen und verheerenden Hochwässer nur kurze Zeit. Sie wurden dann wieder und wieder neu erstellt. Von Holznotbrücken wurde nachweislich ab 1843 berichtet. Interessant auch, dass ab dem Jahre 1851 die Erhebung von Brückenzoll nach dem Aussterben der Ortsadelsfamilie von Speth der Brückenzoll nicht mehr erhoben wurde. 1855 und 1857 mussten jedesmal Notbrücken oder Behelfsbrücken wegen vernichtendem Hochwasser von der Gemeinde erbaut werden. Erst im Jahre 1898 wurde eine stabile Stahlfachbrücke unter der Planung von Oberamtsbaumeister Josef Buck aus Ehingen gebaut. Ortsbürgermeister war damals Josef Vogelsang. Leider erfuhr diese stabile Brücke durch die Sprengung deutscher Pioniere am Ende des 2. Weltkrieg ein klägliches Ende.
Jetzt 70 Jahre Brückenbaugeschichte
Dass Untermarchtal schlechthin das „Brückerbaudorf an der Donau“ war und ist, wird jetzt 70 Jahre nachgewiesen. Die erwähnte und gesprengte Donaubrücke vom Jahre 1945 wurde in den Sommermonaten jenes Jahres durch eine „Holznotbrücke“ durch die französische Besatzungsmacht und deutschen Fachkräften erstellt. Diese Brücke hatte 14 Holzjochständer im Flussbett, war nur mit einer einspurigen Fahrbahn ausgestattet und Widerstand mehrmals nach Vollsperrung für den Verkehr nur mit Not mehrere Hochwässer der Donau. Angeschwemmtes Material rüttelte oft mit den Wassermassen bedenklich am Bauwerk. Das Jahr 1952 beendete dann diesen Notzustand. Von Mai bis Oktober 1952 wurde diese Holzbrücke durch eine neue Stahlträgerbrücke ersetzt. Nach der Verkehrsübergabe dieser neuen, zweispurigen Brücke mit 16 Tonnen Tragfähigkeit wurde die paralell verlaufende Holznotbrücke abgerissen. Ein für den jetzt gewachsenen Verkehr erlösender Zustand der durch das Dorf führenden Bundesstraße 311. Gleichfalls wurde der Bau des Donautalviadukts am 4. Februar 1952 „nach der Schneeschmelze“ wie es im Bautagebuch hieß, begonnen. Nach 22 monatiger Bauzeit und einer 3 monatiger Bauzeitunterbrechung von Dezember 1952 bis Ende Februar 1953 wegen starker Wintereinflüsse, Kälte und Hochwasser, wurde das 375 Meter lange neue Donautalviadukt am 20. November 1953 eingeweiht und dem Verkehr der B 311 übergeben. Damals durfte die neue Brücke den Titel „längste Spannbetonbrücke Europas“ tragen. Der Straßenverkehr durch Untermarchtal bekam dadurch eine riesen Entlastung. Den Planern und Erbauern dieser großen Brücke sei noch heute nachträglicher Dank gesagt. Bürgermeister von Untermarchtal war Helmut Winter.
Das Viadukt von 1953 und jetziger Neubau bis zum Jahr 2011
Die Auflistung der zerstörten, nicht mehr dem wachsenden Straßenverkehr gewichenen Brücken in Untermarchtal
- 1945: Sprengung der Brücke von 1898. Gleichzeitig Bau einer Holznotbrücke.
- 1952: Neubau der Ortsdonaubrücke und anschließend Abriss der Behelfsbrücke aus Holz.
- 1952/53: Neubau des Donautal-Viadukts mit Baubeginn am 4. Februar 1952 „nach der Schneeschmelze“ im Zuge der B 311.
- 2007/08: Abriss der Ortsdonaubrücke von 1952 und dann an gleicher Stelle Neubau einer neuen Betonbrücke auf zwei Flusspfeiler.
- ab 2011: Am 15. November Spatenstich für den Neubau eines neuen Donautal-Viadukts unmittelbar neben dem bestehenden Viadukt stromaufwärts.
Nach Auskunft des Regierungspräsidiums Tübingen mit Dienstsitz Ehingen Abteilung Straßenbau von Hartmut Geiger und Wilhelm Striebel sind die Arbeiten an der „Winterbaustelle“ vor Weihnachten 2011 angelaufen. Winterhochwasser störte teilweise den Fortgang der Arbeiten. Vorwiegend waren im Januar 2012 die Spezialfirma für Grundbau, Keller aus Renchen/Baden mit einem riesigen Raupengerät beschäftigt. Mit Elektro-Hydraulikantrieb werden Rüttelstopfpfähle mit Schotter und Kies bis zu 9 Meter in den Untergrund im Donautal und in die Steilböschungen sowie am Dammfuß eingebracht. Dieses Gelände wird dann beim Brückenbau als Widerlager Richtung Riedlingen verwendet. Diese wichtige Baugrundverbesserung wird also mit sogenannten „Schotterrüttelsäulen“ ausgestattet. Die Baufachleute finden dann mit ihren Maschinen im Untergrund Lehmschichten, Kies und Fels vor. Fester Fundamentsgrund mit Bodenverbindung ist das Wichtigste beim Brückenneubau im Donautal. Gleiche Maßnahmen sind dann ebenfalls im Untergrund des Widerlager Richtung Ehingen notwendig. Als nächste Arbeit steht der Bau einer Stellwand an. Diese wird mit Beton besonders an den Stellen des Brückenwiderlagers rückverankert. Auf der „Ehinger Seite“ des Viadukts bei den Widerlagern ist ein „Taktkeller“ vorgesehen. Jetzt in den Wintermonaten sind alle Arbeiten witterungsabhängig. Mitte Januar 2012 waren die Arbeiten auch in den Nächten möglich. Die Arbeiter waren mit dem Raupengerät zum Bohren der Rüttelstopfpfähle im Talgrund tätig. An beidseitigen Straßenanschlüssen des Brückenneubaus ist die Firma Kirchhoff mit schweren Raupenbagger, Radlager und weiterm Straßenbaugerät vor Ort.
Für den eigentlichen Brückenbau wird ab Frühjahr 2012 das Bauunternehmen Schmid aus Baltringen Kreis Biberach zuständig sein. Der Brückenüberbau wird im „Taktschiebeverfahren“ hergestellt. Die neue Brücke wird mit 365 Meter Länge fast gleich lang wie die bestehende Brücke, hat eine Fahrbahnbreite von 8.60 Meter und eine Bauwerksgesamtbreite von 11.70 Meter. Herstellungsweise ist Spannbeton, die Brücke steht auf 4 Pfeilern und wird sich nach aller Art der Umweltprüfung so gut wie das bestehenden Bauwerk in die sensible Landschaft des Donautals einfügen. Die neue Brücke wird in der Achsenmitte von der jetzigen Brücke etwa 15 Meter entfernt sein. Das alte Viadukt wird nach dem Neubau abgerissen. Nur die Widerlager bleiben aus Gründen des Natur- und Vogelschutzes erhalten.
Bauzeit und einige Zahlen aus der „Verkehrsstatistik“ des Viadukts: Die Bauzeit wird von Baufachleuten auf mindestens zwei Jahren gerechnet. Einschließlich der Straßenbaumaßnahmen für den Anschluss an die B 311 entstehen Baukosten von rund 12 Millionen Euro. Die neue zweispurige Brücke soll in den kommenden Jahrzehnten mindestens 260 Millionen Fahrzeuge aushalten. Bis jetzt rollten über die bestehende Brücke etwa 125 Millionen Fahrzeuge. Momentan fahren täglich rund 11 000 Autos und LKWs über die Brücke.
60 Jahre Bundesland Baden-Württemberg: Aus diesem Anlass soll nach Auskunft von Hartmut Geiger vom Regierungspräsidium in den Sommermonaten 2012 an der Brückenbaustelle ein Jubiläums-Event mit einem Workshop stattfinden. Es soll das Brückenbauwerk erklärt werden. Der Termin dafür steht noch nicht fest.