Historischer „Königlicher Aufenthalt“ vor 100 Jahren in Untermarchtal
- 12. Juni 2019
Welch ein für das Dorf Untermarchtal bedeutsames Ereignis spielte sich im Jahre 1919 ab. Der I. Weltkreig –damals der große Krieg genannt- mit seinem für Deutschland sehr beklagenswerten Ende, hat auch seine Spuren in Untermarchtal hinterlassen. Die Nachwirkungen von der Abdankung des damaligen König Wilhelm II von Württemberg –Regierungszeit 1891 – 1918- und damit die Auflösung der Monarchie im Lande sowie der Ausrufung der Republik in ganz Deutschland, hatte große Auswirkungen. Die revultionären Kräfte forderten den abgetretenen König Wilhelm II und die königliche Familie seines Rechtsnachfolgers Herzog Albrecht und dessen Familie zum Verlassen von Stuttgart auf. Der bisherige beliebte König Wilhelm II zog zu seinem Besitz in Bebenhausen und Herzog Albrecht plante seinen künftigen Aufenthaltsort im Schloss Altshausen. Doch mehrere Ereignisse mit noch nicht gelösten Forderungen, zwang Herzog Albrecht von Württemberg zu einem zeitweiligen Aufenthalt mit freundschaftlicher Aufnahme der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul im Kloster Untermarchtal, im Haus „Maria Hilf“. Der Wohnbereich war wahrscheinlich der „Herrenbau“ und heutiger Bauteil F, mit dem Eingangsbereich der Cafeteria im Erdgeschoss und Obergeschoss.
Der Aufenthalt Herzog Albrecht´s mit seiner Familie in Untermarchtal beschreibt die Klosterchronik des Mutterhaus der Vinzentinerinnen aus den Jahren 1917/18 sowie die Hauschronik von „Maria Hilf“ im Jahre 1919 wie folgt: Endlich, November 1918, kam der langersehnte Friede. Doch welche Enttäuschung ! Frankreich und England diktierten die harten Bedingungen. (Anmerkung): Besonders Europa veränderte sich politisch und deren Nachwirkungen sind bis ins 21. Jahrhundert spürbar. Weiter der Chroniktext: Armes geknechtetes Vaterland. Wie ein böses Märchen klingts ! Der Deutsche Kaiser Wilhelm II, alle Könige und Fürsten Deutschlands wurden zur Abdankung gezwungen. Die Familie des Herzogs Albrecht von Württemberg kam auf der Flucht zu uns ! und wurde in „Maria Hilf“ einlogiert und kehrte nach Beendigung des Krieges und seine unmittelbaren Folgen auf ihr Schloß Altshausen zurück. Unsere Schwestern kamen so nach und nach – einige auch fluchtartig vom Felde zurück, meist in erbärmlichem Zustand. Dann folgt die Chronikbeschreibung Ende 1918 Anfang 1919: Beim Ausbruch der Revolution, nach dem Ende des Krieges, (11. Nov. 1918) kam die Familie des Herzogs Albrecht von Württemberg zu Altshausen, wohnhaft auf der Flucht nach „Maria Hilf“. Sie blieb bis sich die Lage geklärt hat. (Bis Juni 1919) Endlich kam der ersehnte Friede. Doch welche Enttäuschung ! Frankreich und England diktierten die harten Bedingungen. Der Deutsche Kaiser Wilhelm II und alle Könige in Deutschland wurden zur Abdankung gezwungen. Die Familie des Herzogs Albrecht von Württemberg, als „Königlichen Rechtsnachfolge von Württemberg“, wurde in Maria Hilf einlogiert. Fluchtartig kamen unsere Schwestern vom Felde zurück. Ein kleines Abenteuer, das unsere liebe Schwester Armata bei diesem Rückzug auf dem Berliner Bahnhof glänzend überstand, soll hier Platz finden und kurz geschildert werden: Plötzlich stürmten 4 Bewaffnete daher mit dem strammen Befehl an die Schwester: Entfernen sie dieses Bild von hier (eine Büste des Kaisers). Die mutige Schwester; das tue ich nicht ! Sie ziehen den Degen und wiederholen den Befehl. „Das geht mich nichts an, ich bin hier fremd und tue nichts“ antwortete sie. Brav gemacht! So sei noch der Chronikeintrag der Pfarrei-Chronik St. Andreas Untermarchtal unter dem damaligen Pfarrer Felix Stiegele wie folgt wiedergegeben: „Die königliche Familie des Herzogs Albrecht von Württemberg nahm an der Fronleichnamsprozession in Untermarchtal teil. (Anmerkung) Welch eine Ehre zum Feiertag, der Prozession und für die ganze Gemeinde Untermarchtal. Pfarrer Stiegele, noch immer die Monarchie vor Augen, nannte eben aus Überzeugung die Herzogsfamilie noch immer die „Königliche Familie“.
Zur Rechtsnachfolge von Herzog Albrecht muss folgendes zur Aufklärung gesagt werden; König Wilhelm II, der letzte Sproß der evangelischen Linie des Königshaus Württemberg, hatte einen Sohn Ulrich. Dieser starb im Kindesalter. Jetzt war nunmehr die katholische Linie Thronfolge berechtigt. Dies war dann Herzog Albrecht von Württemberg (1865 – 1939). Albrechts Vater war Herzog Philipp I. von Württemberg und Bruder von König Wilhelm II. Philipp wurde nach dem letzten Willen seiner früh verstorbenen Mutter katholisch erzogen. Herzog Albrecht war bekannt als tüchtiger Heerführer im Ersten Weltkrieg und leitete an der Westfront eine Heeresgruppe. Herzog Albrecht hatte stets ein freundschaftliches Verhältnis zu König Wilhelm II und dieser übertrug ihm wichtige repräsentative Aufgaben. Somit hatte er einen umfassenden Einblick in die politischen und militärischen Bereiche der Staatsführung. Albrecht war ein Fürst von gewinnender Liebenswürdigkeit , bescheiden und von strenger Selbstdisziplin. Der heutige Chef des Adelshaus Württemberg, Herzog Carl von Württemberg geb. 1936, ist der Enkel von Herzog Albrecht von Württemberg. Herzog Carl hat seine Wohnsitze auf Schloss Altshausen und Schloss Friedrichshafen.
Eingangsbereich und der Cafeteria/Wohnpark Eden. Dieses Gebäude, auch „Herrenbau“ genannt, bewohnte mutmaßlich der designierte Nachfolger von dem letzten württembergischen König Wilhelm II, Herzog Albrecht von Württemberg mit seiner Familie, in den Anfangsmonaten des Jahres 1919 nach seiner Vertreibung in Stuttgart, wie im Textbericht beschrieben. Dieser Herzog Albrecht stand in Thronfolge an erster Stelle. 2 Bilder sind bereits im vorausgesendeten Text und Fotobericht enthalten. (1 Bild von König Wilhelm II von Württemberg und 1 Bild der Familie des Herzog Albrecht von Württemberg).