Geschichte der Untermarchtaler Wasserversorgung
- 15. September 2016
Vor 50 Jahren – Geschichte der Untermarchtaler Wasserversorgung
10. Oktober 1964 mit einem „Wasserfest“ für die Gemeinde und beteiligten Baufirmen. Geschichte der Untermarchtaler Wasserversorgung seit dem Bau ersten Gemeinde-Wasserversorgung im Jahre 1903/04 bis hin zum Anschluss der Gemeinde Untermarchtal zur Bussenwasserversorgung (BUWAG) im Jahre 2006.
Wasserversorgung in Untermarchtal
Vor 50 Jahren gab es ein Wasserfest für die Gemeinde, bewegte Geschichte des Element Wasser. Ein geschichtlicher Rückblick über die Wasserversorgung der Gemeinde Untermarchtal seit dem Jahre 1904 mit dem Bau der ersten Wasserversorgung, dem Neubau vor 50 Jahren und schließlich der Wasserversorgungs-Anschluss an die Bussenwasserversorgung (BUWAG), läßt einen wechselvollen Rückblick zu. Als im Jahre 1903 mit der Grundsteinlegung des Gesamtgebäudekomplex „Maria Hilf“ des Klosters Untermarchtal begonnen wurde, ist mit der Bauplanung vor 110 Jahren die ganze Gemeinde Untermarchtal in das Wasserversorgungsnetz mit einbezogen worden. Bei der Einweihung der ersten Gebäudeteile von „Maria Hilf“ im Jahre 1903 war man dort an die „Hochdruckwasserversorgung“ samt dem Ort Untermarchtal angeschlossen. Schon zu Weihnachten 1903 wurde dies als „besonderes Christkindle“ gewürdigt und gefeiert. Die Quellfassung war in der Nähe des Soldatenfriedhof und später noch die Grundwasserversorgung mit Fassung am Waldweg nach „Maria Hilf“ bei der Klostergärtnerei. Dort wurde auch die Pumpstation gebaut. Der Hochbehälter war auf halbem Weg zum Soldatenfriedhof erstellt. In nur 3 Monaten Bauzeit waren alle Haushalte im Untermarchtaler Ortskern am Wasserleitungsnetz. 40 000 Mark kostete die Wasserversorgung und im nachinein wurde 1906 der Gemeinde vom Ministerium des Innern aus Stuttgart ein Zuschuss von 3200 Mark „allergnädigst verwilligt und geruht“, gewährt. Im Jahre 1911 wurde der Weiler Algershofen – bis 1933 Ortsteil von Untermarchtal - an das Untermarchtaler Ortsnetz angeschlossen. Ab dem Jahr 1990 wird Algershofen vom Munderkinger Netz versorgt.
Planung und Neubau ab 1960
Ab dem Jahr 1960 wurden immer wieder Mängel an der Wasserqualität bei hygienisch-bakteriellen Untersuchungen festgestellt. Dies war dann Anlass genug, sich für eine neue Wasserversorgung, samt Wasserfassung, Brunnen, Pumpstation und Hochbehälter sowie teile zur Ortsnetzerneuerung umzusehen und zu planen. Beschlüsse des Gemeinderat vom Januar 1962 sowie einer Bürgerversammlung im März 1962 waren dann Grundlage zum Neubau der Wasserversorgung. Vorbereitende Baumaßnahmen sind schon von 1960 bis zum eigentlichen Baubeginn 1962 verzeichnet, dies zum Beispiel einer Probebohrung am 28. Februar 1961 für den Quellschacht am Rande des Donautals auf Obermarchtaler Markung zwischen Unter- und Obermarchtal. Die Versuchsbohrung war sogleich vielversprechend was Wassermenge und Wasserqualität anbetraf. Die Probebohrung wurde von der Ehinger Baufirma Josef Freudigmann ausgeführt. Die erwähnten Untersuchungsbefunde bestätigten und bekräftigten somit die Planung und den Bau der neuen Wasserversorgung in den Jahren 1961 bis 1964 samt der Ortsnetzerweiterung und –erneuerung. Der Hochbehälter auf Markung Gütelhofen wurde mit 2 Kammern mit je 300 cbm Inhalt samt einer Reservekammer mit 100 cbm für Löschzwecke gebaut. Landesgeologe Dr. Kiderlen aus Tübingen erklärte mit seinem Gutachten, der Brunnenschacht auf der Markung Obermarchtal als „unwahrscheinlichen Glücksfall“ da die ausgezeichneten ersten Schürfungen den Erfolg brachten, wobei eine über der wasserführenden Kiesschicht liegend Lehmschich tnoch besonderen Schutzgarantiert.Unter den mächtigen Schotter- und Kiesschichten zwischen Unter- und Obermarchtal und zusammen mit dem Grundwasservorkommen am Fuße des Donautal besteht ein großes Trinkwasservorkommen. So entschied man sich für die Errichtung einer Grundwasserfassung mit Brunnen-, Pump- und Meßstationam Rande des rechten Donautalhang auf Obermarchtaler Markung. Das dortige Wasserwerk und der Brunnen in der Riedlingerstraße 2 wurde wegen möglicher Hochwasserverschmutzung eng an den Hang herangezogen, eigens noch um einige Meter angehoben und Werk und Schacht 12 Meter getrennt. Ebenfalls 12 Meter tief ist dort der Brunnenschacht mit einer Unterwasserpumpe mit 20 PS und einer Sekundenleistung von 11 Meter/Sekunde ausgestattet. Das geförderte Trinkwasser wird in einer Rohrleitung von 150 mm lichter Weite über einen Höhenunterschied von 87 Meter zum neuen, 2,5 Km entfernten Hochbehälter „Gütelhofen“ gepumpt. Das Wasserfassungsgebiet am Donautalrand liegt in einem Wasserschutzgebiet. Der Gesamtkostenvoranschlag wurde mit 500 000 DM berechnet. Es hieß dann, die Verschuldung der Gemeinde bleibt tragbar. Die Gemeinde Obermarchtal und die Stadt Munderkingen beteiligten sich an der Bausumme. Bei der Endabrechnung im Jahr 1965 wurde der Betrag von 569 000 DM ausgegeben. Mit dem Neubau war auch der Anschluss der Obermarchtaler Ortsteile Gütelhofen und Luppenhofen an die Wasserversorgung verbunden. Schon Ende 1963 war die gesamte Neuanlage fertig, lief aber noch bis Oktober 1964 in einem genau beobachteten Probelauf dann ohne Beanstandung. Beteiligte Firmen am Bau: Josef Freudigmann, Ehingen, Josef Rieger, Obermarchtal, Friedrich Hess, Kirchen, Firma Lohr, Ravensburg, Fa. Reisser, Böblingen, Fa. Halberger-Hütte, Brebach/Saar, Josef Fiesel, Ehingen, Willy Hübschle, Munderkingen, EVS Biberach und Munderkingen, Herbert Hagel Obermarchtal. Grundstücksentschädigungen wurden an 19 Untermarchtaler Bürger und 20 aus Obermarchtal gezahlt. Gesamtplanung und Bauleitung Ingenieur-Büro K. Langenbach, Sigmaringen.
Das Wasserfest am 10. Oktober 1964
Am Samstag, 10. Oktober 1964 fand die offizielle Inbetriebnahme, die Einweihung der Anlagen und ein „Wasserfest“, das einzige je in Untermarchtal,statt. Ausdrücklich wurden die einheimischen Bürger sowie die Einwohner von Algershofen, Gütelhofen und Luppenhofen zum Festablauf eingeladen. Treffpunkt war dann das Wasserwerk (Pumpstation) im Donautal. Ortspfarrer Dekan Franz Lakner weihte die Anlage kirchlich ein. Bauleiter Ing. Langenbach, Landrat Dr. Tauscher, Bürgermeister Helmut Winter, die Verwaltungspersonen Kreisamtmann Dangel sprachen eindringliche Lobes- und Dankesworte über das gelungene Bauwerk der Wasserversorgung. Man hörte aus den Worten die Zukunftserwartung für die neue Anlage, die über viele Jahrzehnte die Wasserversorgung garantiert werde. Den Bürgerschaft wurde dann zum Fest ins Gasthaus „Hirsch“ eingeladen und der Liederkranz Untermarchtal unter Leitung von Leo Essigbeck sang zum Tag passende Chöre. Ein Chorauftritt stand auch beim Weihe-Ortstermin am Wasserwerk auf dem Programm. Ein Abendessen schloss sich an und das Wasserfest mit einem Gemeindeabend und einer „Tanzveranstaltung“ vergnügt fortgeführt.
40 Jahre später, im Jahr 2004
Ein geachteter Zeitgenosse, Professor Michael Voigtländer, selbst ein Baumeister, hat einen vielbeachteten und nachdenkenswerten Spruch parat: “Man baut für die Zukunft anstatt für die Ewigkeit“ ! Diese Worte kann man getrost auch für die Untermarchtaler Wasserversorgung in der langen, weit über 100-jährigen Wasserversorgungssituation als Beweis heranziehen. Einigermaßen ausreichend und brauchbares Wasser gab es immer in Untermarchtal, schon bei der Brunnenversorgung der Ortsbrunnen mitsamt dem Donauwasser vergangener Jahrhunderte. Doch wie oben gefasst beschrieben die Wasser-Baumaßnahmen aus den Jahren 1903/04 und 1962 bis 1964 dem baulichen und technischen Fortschritt zum „Stand der Technik und hygienischen Anforderungen“ standhielten, wird es immer wieder Veränderungen und zum Glück auch Verbesserungen geben. Dieser Umstand traf auch die Gemeinde Untermarchtal im Jahre 2004. Die Verschärfung der Gesetze und öffentliche Vorgaben im Bezug auf „Trinkwasser“ mußten beachtet werden. Der Hochbehälter entsprach jetzt nicht mehr den hygienischen Vorschriften, vor allem die räumliche Trennung der beiden Wasserkammern, die Be- und Entlüftung der Kammern, sowie der technische Stand der verschiedenen Einrichtungen waren nicht mehr zeitgemäß. Ein Sanierungsgutachten ergab einen Kostenaufwand für den Umbau des Hochbehälters mit 210 000 Euro. Ein Neubau mußte sogar mit 310 000 Euro veranschlagt werden. Der Brunnenschacht im Donautal, der Wasser bis aus einer Tiefe von 18 Meter bezog und das Grundwasser vorwiegend aus dem dortigen Waldgebiet speiste, wurde kritisch begutachtet. Mitten durch das Einzugsgebiet führt die B 311. Das Landratsamt fordert seit längerem Überlegungen über eine alternative Wasserversorgung im Falle einer Verunreinigung des Grundwasserstromes. Vor allem der Trockensommer 2003 zeigte, dass die Bodenüberdeckung des Grundwassers keine ausreichende Sicherheit gegen eine Verunreinigung bietet. Zu Beginn des Jahres 2003 begann die Bussenwasserversorgungsgruppe (BUWAG) mit der Planung einer Wasserleitung vom Hochbehälter Hausen a B nach Obermarchtal und einen neuen Hochbehälter südlich des Soldatenfriedhof zur besseren Versorgung von Obermarchtal (Ringleitung, Druckerhöhung). Dieser Hochbehälter sollte ursprünglich ein Fassungsvolumen von 700 cbm haben. Bei einer Beteiligung der Gemeinde Untermarchtal erhöht sich das Volumen auf 1200 cbm. Nach Abwägung aller Kostenfaktoren und vor allem aus Gründen einer langfristigen Versorgungssicherheit mit gutem Trinkwasser entschloss sich die Gemeinde Untermarchtal im September 2003 der BUWAG beizutreten und sich am Bau des neuen Hochbehälters zu beteiligen. Die anteiligen Baukosten werden voraussichtlich 276 000 Euro betragen, hinzu kommt eine Kapitalbeteiligung der Gemeinde am Zweckverband mit ca. 231 000 Euro.
Zur Erinnerung
Die BUWAG bezieht Wasser von einer Grundwasserfassung beim Herlighof, dann aus der Tiefenkarstquelle bei Alberweiler im Gebiet der „Jungholzwasserversorgungsgruppe“ Diese hat einen Wasserlieferungsvertrag auch im Austausch mit der gesamten BUWAG.. Es besteht vergleichbare Wasserqualität und der Bezugspreis steht im Jahre 2004 bei 61,5 Cent pro cbm. 12 Gemeinden gehören der BUWAG an. Feststellung im Jahr 2004: Nach Fertigstellung der neuen Leitung und Hochbehälter wird der bisherige Hochbehälter beim Gemeindewald „Holzreute“ Markung Gütelhofen nicht mehr benötigt.Gütel- und Luppenhofen werden dann direkt vom Hochbehälter „Marchtal“ versorgt. Seit 1990 bezieht Algershofen sein Trinkwasser von der Stadt Munderkingen. Der stillgelegte Hochbehälter und das Wasserwerk im Donautal soll zu gegebener Zeit rückgebaut werden, so die Auskunft von Bürgermeister Bernhard Ritzler im Jahre 2014.
Fazit
Die Wasserversorgung der Gemeinde Untermarchtal wird hoffentlich immer in allen denkbaren, vorausschauenden Punkten verantwortungsbewusst über das kostbare Element Wasser betrieben. Diesen Satz kann man getrost ins Stammbuch der verantwortlichen Gemeinde schreiben.