500 Jahre Brandschatzung und Plünderung in Untermarchtal
- 28. März 2017
Vor 500 Jahren Brandschatzung und Plünderung der Dörfer Untermarchtal und Zwiefaltendorf durch Herzog Ulrich von Württemberg
An dieses einschneidende Ereignis der beiden Dörfer im Jahre 1517 – genau am Freitag 3. April vor dem Palmtag – wie es beschrieben ist, mußte Untermarchtal und Zwiefaltendorf, beide Orte im Besitz der Grundherrschaft der Freiherren von Speth, die brutale Gewalt durch Brandschatzung und Plünderung hinnehmen. Herzog Ulrich von Württemberg (1487 – 1550), in Reichenweier/Elsaß geboren, war ein eigenwilliger, heißblütiger Fürst der vor keiner Gewalttat zurückschreckte. Um den Charakter des Herzogs zu verstehen, muß der Chronist in die unheilvolle Kindheit des Herzogs blicken und somit seine Wesensart zu ergründen. Seine Mutter starb bei der Geburt von Ulrich. Sein Vater Graf Heinrich von Württemberg, der geistig gestört war, wurde 1490 – Ulrich war gerade 3 Jahre alt – auf dem Hohenurach festgesetzt. Ulrichs Großvater, Graf Eberhard im Bart und seit 1495 von Kaiser Maximilian zum Herzog erhoben, nahm den 9- jährigen Ulrich zu sich. Dichter Julius Kerner bezeichnete im 19. Jahrhundert nach “Melanchthons Erzählungen“ und der Auffassung seines Volkes, Graf Eberhard im Bart den „reichsten Fürsten“ und schrieb in einem Lied „Vom preisend mit viel schönen Reden“. Doch Eberhard im Bart starb schon 1496 – ein weiterer Schicksalsschlag für Ulrich. Vormund wurde sein Onkel Eberhard II. Doch Kaiser Maximilian setzte in Verbindung mit der Ständegemeinschaft, Herzog Eberhard II im Jahre 1498 ab.
1503, wurde Ulrich, nun 16-jährig, vom Kaiser für volljährig erklärt und mit seiner Nichte, Sabina von Bayern verlobt. Jetzt konnte Ulrich selbstständig die Regierung des Herzogtum Württemberg, ausüben. Seine diversen Vormunde litten selbst unter den mißlichen, familiären und politischen Konstellationen. Ulrichs Ausbildung wurde dabei vernachlässigt. Höfische Prachtentfaltung, adlige Standeskultur wie zum Beisspiel das Jagdwesen, waren dem Herzog ausgeprägt und machten den Stuttgarter Hof zu einem der glänzesten im Reich. Doch humanistische Bildungsinhalte oder Kenntnisse im Lateinischen wurden Ulrich nie vermittelt. Rücksichtsloser Eigensinn, gepaart mit tiefem Mißtrauen gegenüber Personen seiner Umgebung, belastet und geschuldet seiner Jugend, die Regierungszeit des Herzogs. Die auferzwungene, prachtvolle Hochzeit 1511 mit Sabina von Bayern, gestalteten die beiden in der Ehe mit unvereinbarem Charakter. 2 Kinder hatten die beiden; 1513 Tochter Anna und 1515 Sohn Christoph den späteren Herzog ab 1550 bis 1568. Mit harter Hand und unter Vermittlung und Einfluß desTübinger Vogts Konrad Breuning wurde der Bauernkrieg des „Armen Konrad“ brutal und unter Ulrichs Zugeständnissen im Bauernkrieg durch den Tübinger Vertrag von 1514 zunächst befriedet.
Mord an Hans von Hutten, Sabinas Flucht durch das Herzogtum Der Tübinger Vertrag, zu dem sich Ulrich nur ungern bequemte, brachte dem Land keinen Frieden. Der eigenwillige und heißblütige Ulrich schritt von Gewalttat zu Gewalttat. Im Mai 1515 erstach Ulrich auf der Jagd im Schönbuch seinen Stallmeister Hans von Hutten, zu dessen Gattin eine heftige Leidenschaft erfaßt hatte. Die unselige Tat veranlaßte den Humanisten und Dichter Ulrich von Hutten, einen Verwandten des Ermorderten, den Herzog in erbitterten Flugschriften zu brandmarken. Die Gebrüder Breuning und den Cannstatter Vogt Vaut, die den Dichter Ulrich von Hutten unterstützten, ließ er wegen angeblichem Landesverrat hinrichten. Auch gegen die kaiserliche Acht von 1516 bis 1518 konnte sich Ulrich behaupten. 1515 -nach der Mordtat Ulrichs- verließ seine Gattin Herzogin Sabina den Hof in Stuttgart und fand Unterschlupf beim Uracher Obervogt Dietrich von Speth. Diesem gehörten die Orte Untermarchtal, Zwiefaltendorf, Hettingen und Gammertingen. Untermarchtal und Zwiefaltendorf waren nur kurz Aufenthaltsorte der Herzogin Sabina auf der Flucht vor Ulrich. Ulrichs Zorn stieg unermesslich an, als er die beiden Fluchtorte jedesmal verlassen von seiner Gattin, antraf. Seine furchtbare Rache mündete in die „schwärzesten Tage der Orte“. Er plünderte und zündete alle Häuser der beiden Orte an samt Schloss und der „Dorfkirche auf dem Berg“ in Untermarchtal. Beim kaiserlichen Rat Renner in der vorderösterreichischen Stadt Ehingen fanden die flüchtige Herzogin Sabina und ihre Begleiter Schutz. Ehinger war ein Ort jenseits der Landesgrenze und da griff Ulrich nicht ein. Den nahen Weiler Gütelhofen und Klosterort von Marchtal, konnte dessen Abt Johann Haberkalt durch seine Vermittlung retten. Er wird als Redegewandt und als „munteres Naturrell“ beschrieben. Aber dort in der Klostergeschichte heißt es auch: Im nämlichen Jahr 1517 fing Luther an, als unberufener Reformator aufzustehen.
Schließlich wurde Ulrich wegen Landesfriedensbruch unter Führung der Bayernherzog, dem Schwäbischen Bund und Schweizer Söldner auf der Feste Hohentübingen festgesetzt. Dabei fiel sein Sohn Christoph in die Hände seiner Feinde. Von 1519 an wurde Ulrich über die Bergfeste Hohentwiel und dem württembergischen Besitz Mömpelgard im französischem Burgund nahe der Stadt Belfort, bis 1526 festgehalten. Ulrichs Versuche zur Rückeroberung scheiterten mehrmals. Seine Hinwendung zur Reformation mit Hilfe der Prediger Guillaume Farels nach Mömpelgard und der Freundschaft zu Landgraf Philipp von Hessen, der sich in der Verbannungszeit Ulrichs von 1526 bis 1534 als sein Unterstützer erwies. 1534 bis zu seinem Ende der Regierungszeit 1550 war Ulrich wieder im Herzogtum Württemberg und setzte mit den Reformatoren Blarer, Schnepf und Brenz in seinem württembergischen Besitztum die neue, lutherische Orientierung durch. Dabei war er bekannt durch seine Rücksichtslosigkeit als Landesherrlicher im Kirchenregiment. Nach dem Tod Ulrichs wurde 1550 sein Sohn Christoph Herzog von Württemberg. Obwohl auch er eine von familiären Auseinandersetzungen überschattete Kindheit und Jugend hatte, wurde er von hochgebildeten Erziehern in der Staatskunst ausgebildet. 1541 söhnte er sich mit seinem Vater Ulrich aus, seine administrative Zusammenarbeit mit dern Ständen war wegweisend und er zog mit seiner Gattin Anna-Maria von Brandenburg-Ansbach 12 Kinder auf.
Quellenangabe und Literatur:“ Das Haus Württemberg „ (Kohlhammer-Verlag 1997). „Württembergische Geschichte“ von K. u. A. Weller. (Konrad Theiss-Verlage 1989), Schwäbische Zeitung vom 11. August 1989.