Historische Fahne wieder gefunden
- 2. Juni 2017
Historische Fahne vom ehemaligen „Kriegerbund Untermarchthal“ von 1875 wieder gefunden.
Da war schon ein Überraschungseffekt dabei; Joachim Heribert Fischer als Lindenwirt-Mitbesitzer, entdeckte bei der Bühnenräumung für den Umbau des Gebäudes eine wirkliche Rarität, nämlich die wertvolle, historische und eigentlich fast vergessene Fahne des ehemaligen „Kriegerbund Untermarchthal“ von 1875. Der Zustand der Fahne ist ihrem Alter entsprechend sehr renovierungsbedürftig und diese wird voraussichtlich zur fachlichen Reperatur geben. Diesen Umstand prüft derzeitig die Gemeinde Untermarchtal als legitime Rechtsnachfolgerin des längts aufgelösten Kriegerbund. Der Gemeinderat und wohl auch eine große Anzahl von Bürger würde eine Renovierung begrüßen. Daß so ein historisches Fundstück seine Geschichte nach 142 Jahren beweisen möchte, liegt auf der Hand und soll jetzt fundiert beschrieben werden. Man versetze sich in die Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 zurück. Es ging damals eine Aufbruchstimmung durch das Land. Das Deutsche Kaiserreich wurde gegründet und mit dem Zugewinn der Ländereien von Elsaß-Lothringen erschien Deutschland als Großmacht in Europa. Das bewegte die Menschen im ganzen Land – auch die Soldaten welche am Siegeszug gegen Frankreich teilgenommen haben. Dies waren aus Untermarchtal 15 Soldaten, deren Namen noch heute im Ehinger Wolfertpark und Kriegerdenkmal am Wolfertturm nachzulesen sind. Neben dem Wolfertturm steht ein Gedenkstein, welcher die Hauptorte und Kriegsschauplätze jenes Krieges aufzeigt. Dies waren: Wörth im Elsaß August 1870, Sedan Ardennen September 1870, Champigny und Villiers vor Paris November-Dezember 1870, Belfort Burgund Januar 1871. Diese Orte sind auch auf der Fahne vermerkt. Am Ehinger Denkmal sind auch die Kaiser-Proklamation von Versailles – Ausrufung des Deutschen Kaiser Wilhelm I - am 18. Januar 1871 und der Friedenschluss zwischen Deutschland und Frankreich von Frankfurt am 10. Mai 1871, vermerkt. Ob da aber ein wirklicher oder trügerischer Friede hergestellt wurde, zeigt leider die weitere Geschichte der beiden Länder hineinragend in das 20. Jahrhundert, auf.
Die Geschichte der Untermarchtaler Kriegerbund-Fahne begann dann am 13. Januar 1875 mit der Vereinsgründung und gleichzeitigen Fahnenweihe durch Pfarrer Franz Josef Schwitthelm. Bürgermeister war Josef Vogelsang der auch wahrscheinlich 1. Vorstand des Vereins war. Leider fehlen hierzu die Protokollbücher des Vereins als Nachweis. Der damalige Dorfschullehrer August Butscher, auch ein anerkannter Literat und Schriftsteller in ganz Oberschwaben, hielt im Schlosshof die Festrede zur Fahnenweihe. Dieser Lehrer verfasste zuvor im Jahre 1871 bei der Eisenbahn-Eröffnung ein Epos auf die Eisenbahn. Dieser Text wurde im „Volksfreund für Oberschwaben“ damals veröffentlicht. Die Fahne wurde von einem Fräulein Horn in Stuttgart zum Preis von 125 Gulden gefertigt. Am Festtag der Fahnenweihe war großer Zulauf von Besucher, denn das alte Schloss aus dem Jahre 1576 wurde zur allgemeinen Besichtigung zur Verfügung gestellt. Überall im Lande entstanden zu dieser Zeit viele Vetranen-, Krieger- und Traditionsvereine. Die Soldaten pflegten die Kameradschaft in den neu gegründeten Vereinen. In der Zeit des Dritten Reiches kam dann noch eine Fahne für die „Kriegerkameradschaft“ als zusätzliche Vereinsbezeuichnung noch hinzu. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verein aufgelöst und die jetzt gefundene Fahne wurde seit dieser Zeit nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt.
Die Beschreibung und das Aussehen der Fahne: Die eine Seite zeigt die Farben schwarz-rot also die königlich-altwürttembergische Landesfarbe mit dem Königswappen und die Schrift „Kriegerbund 1875 Untermarchthal“. Mittig darin das Königswappen mit gekröntem Löwen und Hirsch, diese halten das Wappenschild mit den 3 Württemberger Geweihstangen und den 3 Stauferlöwen. Unten im Bandgeschlinge der Wahlspruch der Württemberger Könige „Furchtlos und Treu“. Die andere Fahnenseite ist in den Reichsfarben schwarz-weiß-rot gehalten und in der mitte mit Eichenlaub umfasst der Spruch „Gott war mit uns, ihm sei die Ehre“ 1870 – 1871. In den Fahnenecken dann die erwähnten Kriegsorte Villiers, Champigny, Sedan und Wörth. Vom weiteren Verfahren der Fahnenreperatur und Verbleib der Fahne berichten wir.